Die deutschen Kraftfahrzeugkennzeichen, umgangssprachlich auch als "Nummernschilder" bekannt, sind ein integraler Bestandteil der Fahrzeugzulassung und des Straßenverkehrsrechts. Ihr Ursprung geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück, als der Automobilverkehr begann, an Bedeutung zu gewinnen. Um die wachsende Zahl von Fahrzeugen zu regeln und zu überwachen, wurde es notwendig, ein System zu entwickeln, das jedes Fahrzeug eindeutig identifizierbar macht.
Die ersten Bestrebungen zur Einführung einer Fahrzeugkennzeichnung in Deutschland gehen auf das Jahr 1906 zurück, als erstmals in Preußen Kennzeichen eingeführt wurden. Diese frühen Kennzeichen waren jedoch nicht standardisiert und unterlagen den jeweiligen Vorschriften der deutschen Bundesstaaten und Fürstentümer. Erst mit der Einführung der „Reichsverordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“ im Jahr 1909 wurde eine einheitliche Regelung etabliert. Dieses System entwickelte sich im Laufe der Jahre weiter und wurde stets den Entwicklungen im Bereich des Straßenverkehrs angepasst.
Der Hauptzweck der Kfz-Kennzeichen besteht in der eindeutigen Identifikation von Fahrzeugen. Sie ermöglichen den Behörden die Überwachung des Straßenverkehrs, erleichtern die Zuordnung von Fahrzeugen zu ihren Haltern und tragen zur Sicherheit auf den Straßen bei. Durch das Kennzeichen-System können Verstöße gegen Verkehrsregeln rascher aufgeklärt und Fahrzeughalter im Falle von Verstößen leichter identifiziert werden. Zudem spielt das Kennzeichen eine wesentliche Rolle bei der Erhebung von Verkehrsstatistiken und bei der Verwaltung der Kraftfahrzeugsteuer.
Ein typisches deutsches Kennzeichen besteht aus mehreren Teilen: Zunächst einem oder mehreren Buchstaben, die den Zulassungsbezirk des Fahrzeugs identifizieren. Diese Buchstabenkombination wird auch als "Unterscheidungszeichen" bezeichnet, das meist den Sitz der zuständigen Zulassungsstelle oder der jeweiligen Stadt bzw. des Landkreises widerspiegelt. Bekannte Beispiele sind „K“ für Köln, „L” für Leipzig oder „S“ für Stuttgart. Nach einem Bindestrich folgen eine oder zwei Buchstaben und eine bis vier Ziffern, die individuell vergeben werden. Ein Beispiel:
Aufgrund der Bevölkerungsdichte sind die Kennzeichen der großen Städte wie Berlin („B“), Hamburg („HH“ für Hansestadt Hamburg) und München („M“) besonders häufig anzutreffen. Jedoch sind durch das System der Städtefusionen und Kreisgebietsreformen, wie sie in den letzten Jahrzehnten durchgeführt wurden, auch viele historische Kennzeichen wiederbelebt oder erhalten geblieben. Diese sogenannten Retrokennzeichen erfreuen sich insbesondere in den ländlichen Regionen wachsender Beliebtheit, wie beispielsweise „HN“ für Heilbronn oder „RD“ für Rendsburg.
Die deutschen Kfz-Kennzeichen sind nicht nur ein praktisches Instrument zur Organisation und Überwachung des Straßenverkehrs, sondern auch ein Stück deutscher Verwaltungsgeschichte. Sie spiegeln die regionale Identität wider und tragen erheblich zur Verkehrssicherheit bei. Die kontinuierliche Anpassung und Modernisierung des Systems gewährleisten, dass es auch in Zukunft den Anforderungen eines sich stets verändernden Verkehrsaufkommens gerecht werden kann.